Oder: Eine unerwartete Reise … mit Happy End?
… und wie das zu verhindern gewesen wäre …
Über die Aufwändige Transformation zu meinem Mono Setup an meinem Baader Apo hatte ich ja bereits ausführlich berichtet.
Ich hatte also jeden Grund mich auf das First Light und das folgende erste Projekt zu freuen. Leider ist so mancher Weg steiniger als man manchmal ahnt – und der Teufel steckt im Detail!
Befürchtung nach dem First Light
Beim First Light wollte ich bewusst kleine Brötchen backen und fokussierte mich darauf, an einem einzigen Abend das Material für ein Foto zu sammeln. Zum einen war nur ein Abend sternklarer Himmel vorhergesagt – zum anderen wollte ich ein komplettes Set an LRGB Daten sammeln um erstmalig einen Mono-Workflow zu erproben.
Der Workflow war zielgerichtet erarbeitet und die erste Version des Bildes vom First Light war schnell erstellt.

In dieser „ursprünglichen“ Version ist ein großer dunkler Ring zu sehen oder mindestens zu erahnen. Ich hatte aber noch keine echten „Beweise“, dass hier etwas nicht stimmt – hatte aber bereits meine Befürchtungen.
Später habe ich das Bild des First Light durch Masken- und Ebenentechniken in Affinity Foto zumindest soweit retten können, dass der Malus nicht sofort jedem ins Auge springt. … Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Böse Gewissheit nach dem ersten Projekt
Naja, korrekter: Während des ersten Projektes. Ich werde das Projekt mit sauberen Daten noch zu Ende bringen!
Für den Start des ersten Projektes bin ich unter dunklen Himmel ohne Streulicht in die Eifel auf das Gelände des Observatoriums Hoher List gefahren und konnte dort die Nacht verbringen. Damit war klar: Alle Probleme auf die ich stoße, kommen aus dem optischen Gesamtsystem und nicht aus der Umgebung!
Schon die Lights sahen in der EKOS Vorschau sehr seltsam und ungewöhnlich aus.

Im Entwicklungsprozess hat sich dann irgendwann die Gewissheit einmassiert, dass ich irgendwo ein Problem habe. – Das war unglaublich frustrierend!
Das Problem wurde sowohl im finalen Bild als auch insbesondere im Rot-Kanal sichtbar.


Fehlersuche und Flat-Optimierung
Ich habe viele Tage damit verbracht meine Flats zu optimieren. Verschiedene ADU Werte, verschiedene Lichtquellen, separate Flats pro Farbkanal, sehr unterschiedliche Belichtungszeiten der Flats … es half alles exakt nichts!
Die integrierten Master-Frames sahen absolut flach, sauber und perfekt korrigiert aus. Sowohl vor als auch nach einer Gradiententfernung. Da war aber nichts zu entfernen! Die Fehler wurden einfach an keiner Stelle im Prozess wirklich sichtbar. Ausnahme ist der massive Fehler im Rot-Kanal – der wirklich sofort aufgefallen ist.
Nach vielen Tagen hatte ich die Gewissheit, dass ich nicht zu doof für Mono bin, sondern dass der Fehler im System liegt und dieser nicht durch Flats zu korrigieren ist.
Fehlersuche im System
Mein Baader Apo 95 ist bei mir schon seit über einem Jahr im Einsatz, vor dem Mono-Umbau auch mit einer Vollformat-Kamera und es gab nie solche Probleme. Auch der Pegasus OAG war zu dieser Zeit bereits Bestandteil des Systems. Also habe ich die beiden Komponenten mal als Fehlerquellen ausgeschlossen und das Problem irgendwo auf neu hinzugekommene Komponenten eingegrenzt. Diese sind das Baader UFC System, der Gerd Neumann Tilter und die ToupTek SkyEye62AM.
Die Kamera hatte ich gedanklich ebenfalls ausgeschlossen. Die liefert einfach viel zu saubere Darks, Flatdarks und Flats (ohne Optik).
Wie also weiter machen? Ich war doch ziemlich ratlos – das einzige was mir eingefallen war, war das optische System in seiner Komplexität zu reduzieren um die Fehlersuche zu vereinfachen. Das einfachste war die Entfernung des OAG. Den habe ich zwar nicht als Fehlerquelle gesehen, aber was tut man nicht in seiner Verzweiflung.
Der Umbau führte dazu, dass die Reihenfolge der Komponenten geändert wurde und dass ich einen von zwei verwendeten M54 Umkehrringen ausbauen konnte.
Das Heureka
Just bei diesem Umbau bzw. der Einmessung der Komponenten wurde mir klar wo der Fehler liegt.

Der eine von zweien verbliebenen M54 Umkehrringen hat gegen meinen Monitor geleuchtet wie eine Kirmes! Die ebenfalls verbauten Baader-Verlängerungen hingegen sind als extrem reflektionsarm zu erkennen.
Immerhin war sofort klar wie es weiter gehen muss.
Der Weg zur Lösung
Nun war das System bereits umgebaut und neu eingemessen. Also habe ich es zusammengebaut und zum Test ein paar Flats gemacht. Nur um zu sehen, ob es durch das Fehlen des zweiten Umkehrrings schon eine sichtbare Veränderung gab.
Dem war auch so.
Da die Verlängerungen von Baader sich als extrem schwarz und reflektionsarm zeigten, habe ich mir zum Start einen M54 Umkehrring von Baader bestellt.
Sofort nach Eintreffen des Rings habe ich den einen verbliebenen Leucht-Ring ausgebaut und durch den Baader-Ring ersetzt und zum Test erneut ein paar Flats angefertigt.
Hier aber noch der direkte Vergleich der beiden M54 Umkehrringe.

Der Vergleich der Flat-Frames
Hier die direkte Gegenüberstellung der Flat-Frames der 3 verschiedenen Versionen meines optischen Systems.
Es handelt sich in allen drei Fällen um Einzelframes die ich soweit gestreckt habe, dass die relevanten Problemzonen sichtbar wurden. In allen Fällen habe ich identisch stark gestreckt.
Version 1: Das optische System wie es ursprünglich beim First Light und beim ersten Projekt zum Einsatz gekommen ist. Also mit zwei verbauten Umkehrringen, in denen ich aktuell die Quelle meines Problems vermute.

Version 2: Das optische System auf des Wesentliche reduziert, sodass nur noch einer der beiden ursprünglichen Umkehrringe verbaut war.

Version 3: Das optische System ohne weiteren Umbau, nur der Problemring wurde von mir durch den M54 Umkehrring der Firma Baader ersetzt.

Weiteres Vorgehen
Ich werde nun mein Projekt mit exakt dieser Konfiguration fortsetzen – was auch immer das für das bisherige Material bedeutet. Dann mache ich mal 2-3 Abende Astrofotos mit Guide Scope anstatt mit dem OAG – geht auch. Wenn das Ergebnis so ausfällt wie ich derzeit hoffen darf, werde ich mir einen zweiten Baader M54 Umkehrring bestellen und das optische System wieder in die ursprünglich angedachte Konfiguration versetzen.
Zwischenfazit
Ich bin ja noch nicht fertig und der Beweis unterm Himmel steht noch aus – aber eines ist klar: Astrofotografie und eine hohe Frust-Toleranz gehören untrennbar zusammen. – Und ich sollte nicht am scheinbar nebensächlichen Zubehör sparen!