Erstellung eines Zeitraffer-Videos von Komet Leonard: Im Dezember konnte ich auf den letzten Drücker noch eine Stunde lang Photonen des Kometen Leonard sammeln. Daraus entstand dann ein „klassisches“ Astrofoto.
Jetzt, zwei Monate später habe ich einen Versuch gewagt, die 78x 30s Einzelbilder in ein Zeitraffer-Video zu verwandeln.
Das Zeitraffer-Video auf Flickr
1 Stunde in der Realität, 15 Sekunden im Zeitraffer-Video:
Verwendete Software
Das Zeitraffer-Video habe ich unter Verwendung folgender Software erstellt:
- Deep Sky Stacker
- Affinity Photo
- PIPP
Deep Sky Stacker und PIPP sind kostenfreie Softwarepakete. Affinity Photo ist eine klassische Fotobearbeitungs-Software auf einem vergleichbaren Niveau wie Photoshop, im direkten Vergleich allerdings deutlich kostensparender. Affinity Photo kann in diesem Prozess im Grunde durch jede andere Fotobearbeitungssoftware ausgetauscht werden. Ich habe Affinity Photo benutzt, da ich ich ohnehin eine Lizenz besitze und damit regelmäßig meine Astrofotos editiere und dadurch natürlich die Kenntnisse zur Bedienung der Software sich auf dem aufsteigenden Ast befinden. Und der nette Nebeneffekt daran: Affinity Photo liefert eine Funktion zur Batch-Bearbeitung. Das reduziert den zeitlichen Aufwand bei 78 identisch zu bearbeitenden Einzelbildern doch erheblich. Zumal man Batch- und Macro-Prozesse kombinieren kann.
Notwendige Arbeitsschritte
Erstens: Zunächst ist es notwendig bzw. sehr ratsam seine Einzelbilder deckungsgleich zu registieren und diese munter Verwendung der Kalibrierungsbilder zu kalibrieren. In meinem Fall waren das FLATS und BIAS Bilder. Das habe ich im Tool Deep Sky Stacker durchgeführt. Im Prozess kann man sich durch Setzen der passenden Optionen die Einzelframes abspeichern lassen und die Ergebnisse sofort passend croppen, was im weiteren Verlauf eine echte Erleichterung ist.
Zweitens: Die dann kalibrierten, aufeinander registrierten und bereits gecroppten Bilder müssen jetzt in einer Fotobearbeitungssoftware der Wahl den eigenen Ansprüchen entsprechend aufgehübscht werden. Der Aufwand und das Ergebnis hängt maßgeblich an der verwendeten Software und den eigenen Fähigkeiten mit eben dieser umzugehen. Ich habe für diesen Arbeitsschritt Affinity Photo genutzt.
Drittens: Aus den vielen fertigen Einzelbildern muss dann ein Video zusammengesetzt werden. Ich habe das mit der Software PIPP erledigt, weil sie ohnehin auf meinem PC wegen der Sonnen und Planeten-Fotografie installiert ist und eine eben solche Funktion besitzt.
Arbeitsschritte im Deep Sky Stacker
Ich habe Abstand davon genommen hier ein Kochrezept veröffentlichen zu wollen. Stattdessen werde ich auf die primären Arbeitsschritte eingehen.
Im Deep Sky Stacker werden die Lights, Biases, Flats und weitere Kalibrierungsbilder angewendet. Es werden alle ausgewählten Bilder registriert und anschließend die Offsets berechnet.
In den Stacking Parametern wird dann der Schnittmengen Modus gewählt. Dies croppt die Einzelbilder schon passend und erleichtert die spätere Arbeit:
Wenn das erledigt ist, muss sichergestellt werden, dass die im Anschluss zu berechnenden Einzelbilder auch tatsächlich weiterverwertbar abgespeichert werden:
Bildbearbeitung
Nach dem überschaubaren und jederzeit reproduzierbaren Prozess in DSS, geht es nun an die Bearbeitung aller Einzelbilder.
Ich habe mir unter Verwendung eines einzelnen Bildes in Affinity Photo ein Macro aufgenommen mit all den Arbeitsschritten die zu einem passablen Einzelbild geführt haben. Dabei habe ich Funktionen verwendet wie: Entrauschen, Schärfen, diverse Kurvenanpassungen, Farbmodifikationen, Astro Filter, Änderung der Bildauflösung und Einfügen der Schrift.
Nach dem Speichern des Macros habe ich einen Neuen Batch-Prozess erstellt. Darin alle 78 Einzelbilder geöffnet die durch DSS erstellt wurden, habe mein Macro ausgewählt und definiert wo und in welchen Fileformat gespeichert werden soll. Zur weiteren Verwendung mit PIPP habe ich hier das TIFF Format gewählt. In den Option muss noch die Kompression deaktiviert werden, da PIPP ansonsten Probleme hat:
Zusammenfügen des Videos in PIPP
Nachdem die 78 aufgehübschten Einzelbilder erstellt waren, habe ich diese in PIPP zu einem Video zusammengefügt.
Zunächst müssen die Einzelbilder ausgewählt und bei Bedarf in die korrekte Reihenfolge gebracht werden. Hier sollte Planetary Animation und Join Mode ausgewählt werden.
Im Processing Options Tab ist es wichtig, dass NONE als Stabilisierungsmodus ausgewählt wird. Um die Stabilisierung hat DSS bereits gekümmert:
Im Tab der Animation Options habe ich alles bis auf die obere Option deaktiviert.
Im Output Options Tab habe ich in meinem Fall das unkromprimierte AVI gewählt. Eine Option die je nach Geschmack definiert werden kann ist die Framerate:
Der Erstellungsprozess kann dann im Do Processing Tab gestartet werden:
Finale der Erstellung eines Zeitraffer-Videos von Komet Leonard
Danach ist das Zeitraffer Video erstellt und für notwendige Formatumwandlungen verfügbar. Facebook und Flickr beispielsweise verstehen das unkomprimierte AVI Format. Es ist dann eine Frage der Größe der Datei. Das muss man ggf. durch die Anzahl der Verwendeten Einzelbilder und die gewählte Bildgröße schon während des Foto-Editierens bedenken.
Falls die Anleitung gefällt, freue ich mich über einen kuren Kommentar.